Wenn wir die Wortherkunft von Religion beachten (religere – zurückbinden, wiederanknüpfen), dann sind in der Tat die Grundzüge aller Religionen gleich: immer geht es um eine „Zurückverbindung“ des Menschen an eine höhere Macht. Immer muss der Mensch durch Opfer und Einhaltung von Gesetzen oder Regeln versuchen, mit einem Gott oder einer über ihm stehenden Macht ins Reine zu kommen, um so sein Schicksal zu verbessern.
Die Initiative geht vom Menschen aus. Religion ist deshalb immer menschengemacht!
Wobei der Ausgang aller Anstrengungen offen ist. In keiner Religion wird eindeutig gesagt, unter welchen Umständen und religiösen Leitungen ein Mensch von der Gottheit/höheren Macht angenommen wird. Bei ehrlicher Beurteilung der Lebensführung wird dann immer die Frage offen bleiben: „Habe ich genug Gutes getan?“
Aber genau das ist ja die zentrale Frage, die alle Menschen auf der ganzen Welt umtreibt: Wie kann ich einem göttlichen Gericht und einer möglichen Bestrafung entgehen? Oder anders ausgedrückt: Wann bin ich Gott/einer Gottheit recht? Der Kern dieser Frage liegt in den Begriffen Schuld/Sünde und Vergebung/Errettung. Die Antworten der Religionen:
Islam:
Im Islam liegt der letzte Grund für die Vergebung Allahs nicht in seiner Liebe, sondern in seiner Allmacht.
Der Gott des Korans vergibt, wem er will.
Sünden sind zwar Verfehlungen gegen Allahs Gebote, aber diese Verfehlungen führen nicht zu einer Trennung von Allah, da eine personale Gemeinschaft mit Allah undenkbar ist und seine Erhabenheit schmälern würde.
Allah ist nach Aussagen des Korans so allmächtig, dass es zwischen ihm, dem Schöpfer, und dem Menschen, seinem Geschöpf, niemals einen Vergleich geben kann. Daher kann ein Moslem Allahs Verhalten nicht kennen, und deswegen kann der gläubige Moslem sowohl über die Vergebung als auch seine Errettung am Jüngsten Tag keine absolute Gewissheit erhalten, auch wenn er darauf hofft. Es gilt: „Wenn es Allah gefällt!“
Hinduismus:
Im Hinduismus gibt es tausende von Göttern. Den Begriff der Sünde als Verfehlung gegen eine dieser Gottheiten gibt es nicht. Weil die Menschen vergessen haben, dass sie von Brahman (ein unpersönliches Konzept des Göttlichen) herkommen, sind sie ihren Begierden gefolgt und damit dem Gesetz des Karma unterworfen worden.
Danach hat jede Handlung – physisch wie gedanklich – unweigerlich eine Folge, die sich auf die nächste Existenz nach der Wiedergeburt auswirkt. Das Leben verläuft im Kreis solcher Wiedergeburten.
Da das irdische Leben prinzipiell Leid ist, ist Wiedergeburt kein Glück, sondern Unglück. Folgerichtig besteht das Heilsziel nicht in der möglichst guten Wiedergeburt, die man sich durch gutes Karma verdient, sondern in der Erlösung vom irdischen Leben, in der Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten.
Die Baghavad-Gita, die zentrale heilige Schrift der Hindus, unterscheidet mehrere Wege zur Erleuchtung, Erlösung und Befreiung. In einer Gita (Schrift) steht: “Wer seine Taten dem Brahman opfert und, ohne (in dieser Welt) verhaftet zu sein, handelt, wird vom Bösen ebenso wenig befleckt wie ein Lotusblatt von Wasser“.
Buddhismus:
Prinz Siddharta Gautama litt unter der hinduistisch-brahmanischen Lehre vom Karma und dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten. Er suchte die Einsamkeit auf, um Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu finden.
In der “Nacht der Erleuchtung” wurde ihm die Antwort geoffenbart, die er als Buddha (der Erleuchtete) verkündete. In den „vier edlen Wahrheiten“ beschreibt er das Leiden als allgemeingültige menschliche Erfahrung und Folge des Karmas. Die Ursache des Leidens sei das Begehren von vergänglichen Dingen.
Der „achtfache Pfad“ beschreibt den Weg, dieses Begehren loszuwerden. Das Ziel im Buddhismus ist die Erleuchtung und der Eingang ins Nirwana, dem Ende allen Leidens und der Auflösung des Ich-Bewusstseins.
Christlicher Glaube:
Im christlichen Glauben ist es umgekehrt. Nicht der Mensch muss Gott gnädig stimmen, sondern Gott kommt zu den Menschen. In Jesus hat er alles getan, um denen, die sich an ihn halten, gnädig Vergebung und ewiges Leben zu schenken. In Gottes Wort ist uns das zugesagt!
(z.B. Joh 14,6 und Joh 3,16)
Wolfgang und Christa Schröder