Die kleine Lena sucht ihre Mama. Die Familie ist bei einer Schulung für neue Missionare in Asien. Nach langer Suche finden wir die Mutter in ihrem Zimmer. Sie liegt weinend auf ihrem Bett. An diesem Morgen war ihr alles zuviel geworden: die Hitze; die enge Wohngemeinschaft; Englisch reden zu müssen; die Kinder, und überhaupt… Sie kann einfach nicht mehr. Entschuldigend murmelt sie: „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.“
Die Emotionen von Lenas Mutter sind ein Hinweis auf einen Kulturschock. All das Neue und Fremde wird plötzlich zu viel. Doch was soll man tun? Wie kann man helfen?
Das Wichtigste ist, der „geschockten“ Person zu erklären, dass die Reaktion völlig normal und menschlich ist. Wenn ein Mensch nicht mehr seine gewohnte Umgebung um sich hat, dann ist das Stress.
Wenn ich bei Begrüßungen, beim Einkaufen oder beim Gespräch mit Nachbarn immer wieder Fehler mache und schräg angeschaut werde; wenn ich merke, dass man über mich lacht, dann bringt das Frust, Ärger oder Angstgefühle. All das sind Symptome von Kulturschock!
Gibt es einen Schutz? Kann Kulturschock vermieden werden? Eine gute Vorbereitung auf den Kulturwechsel ist eine große Hilfe.
Ganz vermeiden lässt sich der Kulturschock aber meistens nicht. Das wäre vielleicht auch gar nicht gut. Denn: das Durchleiden des Kulturschocks kann jeden Missionar zu einem besseren Missionar machen. Er kann sich weniger auf eigenes Können und Wissen stützen. Er wird abhängiger von Gott. Er zeigt dadurch Schwäche, und das macht glaubwürdiger, als stark zu sein.
So schlimm ein Kulturschock auch ist, er kann einen Missionar näher zu Gott bringen. Das zu wissen, kann eine entscheidende Hilfe sein.
Hans-Hermann Heldberg, Gebietsleiter für Deutschland-Nord