Pchum Ben: Rückkehr der Geister

Im Oktober ist ganz Kambodscha auf den Beinen. Grund ist Pchum Ben, eines der wichtigsten buddhistischen Feste. Hungrige Geister kehren 15 Tage lang von der Hölle auf die Erde zurück. Raphael Hohmann von OMF International fasst zusammen, worum es geht.

Das Geisterfest Pchum Ben ist die größte religiöse Feier in Kambodscha und dauert 15 Tage. Die Feier findet ihren Höhepunkt am 15. Tag des Khmer-Kalenders, Ende September bzw. Anfang Oktober.

Pchum Ben wird in Kambodscha seit dem 9. Jahrhundert gefeiert, schon vor der Ankunft des Buddhismus in dieser Region. Einige Wurzeln finden sich also schon bereits im Hinduismus.

Höllenqualen zur Reinigung von schlechtem Karma

Yama, der hinduistische Gott des Todes, wurde in den buddhistischen Pali-Kanon übernommen. Er bekam dort die Rolle eines Aufsehers in der buddhistischen Hölle bzw. Purgatorium. Er quält und bestraft die Geister der Verstorbenen mit unvorstellbaren Grausamkeiten.

Der traditionelle Glaube der Khmer besagt, dass man nach dem Tod nicht sofort wiedergeboren wird, sondern in eine Art „himmlisches Paradies“ kommt, oder aber in eine Art „Hölle“. In dieser Hölle wird man so lange gequält, bis man von seinem schlechten Karma gereinigt ist und man wiedergeboren werden kann.

Riesige Mägen und winzige Münder

Kambodschaner stellen sich vor, dass es in dieser Hölle nichts zu essen gibt. Besonders solche Menschen, die in ihrem Leben gierig, neidisch und eifersüchtig waren, existieren als sogenannte hungrige Geister fort. Hungrige Geister haben riesige leere Mägen. Ihr Mund ist so klein wir ein Nadelöhr. Der Hals ist zu eng zum Schlucken – so bleiben die Geister immer hungrig.

An Pchum Ben bekommen die Geister der Verstorbenen die Möglichkeit, die Hölle zu verlassen, auf die Erde zu kommen und sich zu sättigen. Zu Beginn stimmen die Mönche alte Gesänge an. Buddhistische Texte werden in Pali, der altindischen sakralen Sprache, rezitiert. Dies tun die Mönche die ganze Nacht hindurch, ohne zu schlafen. Dadurch wird die Öffnung der Höllenpforten eingeleitet.

7 Tempel – 15 Nächte

In den Nächten darauf versammeln („chum“) sich die lebenden Angehörigen und rollen Reisbällchen („ben“), die den Geistern als Nahrung dienen. Jede Familie ist verpflichtet, in den 15 Tagen des Festes sieben Tempel zu besuchen. Eine Tradition erklärt diese Zahl damit, dass man rückwirkend für sieben Generationen opfern kann. Im Tempel werden Geld, Getränke und Nahrungsmittel geopfert.

Der letzte Tag ist der Höhepunkt der Feierlichkeiten, den jeder Khmer mit seiner Familie im Tempel verbringen sollte. Dort finden noch einmal besondere Opferungen für die Ahnengeister statt. So wird z.B. Reis auf ein Feld gestreut, oder die Reisbällchen (Ben) werden durch die Luft geworfen. Aus dem „geistlichen Teil“ des Essens ziehen die Geister ihre Nahrung, der „materielle Teil“ fällt zu Boden und kann von den Mönchen verzehrt werden. Da viel mehr geopfert wird, als die Mönche essen können, landet viel Essen bei den Tieren oder auf dem Müll.

Tiefe Angst, vage Hoffnung

Das Fest ist geprägt von tiefer Angst vor den Ahnengeistern. Ist ein Geist nicht zufrieden mit dem, was ihm geopfert ist, droht der Familie Unglück, Leid, Krankheit oder sogar Tod. Ist ein Geist hingegen satt geworden, beschert er Glück, Wohlstand, Gesundheit und ein langes Leben.

Eine der Hoffnungen für den Geist ist, dass durch die Zeremonie nicht nur sein Hunger gestillt wird. Man hofft, dass vom praktizierenden Mönch gleichzeitig gutes Karma auf ihn übergeht. Dies kann ihm Linderung in seinen Höllenqualen verschaffen oder ihn sogar aus seinem Purgatorium befreien.

Eine schwierige Zeit für Christen

Für kambodschanische Christen ist Pchum Ben eine große Herausforderung. Der gesellschaftliche Druck, zu opfern, ist enorm. Denn egal, wie viel Gutes man seinen Angehörigen zu Lebzeiten getan hat: man darf sie nach ihrem Tod nicht hilflos den Höllenqualen auszuliefern. Verstorbenen nicht zu opfern, wird als äußerst hartherzig angesehen. Das ist nicht verwunderlich, denn die „buddhistische Hölle“ übertrifft sogar mittelalterliche Vorstellungen an Grausamkeit.

Auch für Missionare ist diese Zeit nicht leicht. Da Geister das Tageslicht meiden, müssen die Mahlzeiten nachts gebracht werden. In den Tempelanlagen herrscht also mitten in der Nacht unglaubliches Treiben und großer Lärm. Die geistliche Dunkelheit ist fast mit Händen zu greifen. Man kann kaum schlafen, besonders wenn der Tempel nicht weit entfernt ist.

Bitte beten Sie!

  • Bitten Sie Gott ganz besonders für die einheimischen Christen.
  • Umgeben Sie die OMF Missionare in dieser Zeit mit Ihrem Gebet.
  • Bitten Sie Gott, dass Satans Macht in Kambodscha gebrochen wird und die Menschen Jesus erkennen, der den Tod besiegt hat.

2. Korinther 4,4: „Der Satan, der Gott dieser Welt, hat die Gedanken der Ungläubigen so verblendet, dass sie das herrliche Licht der Botschaft nicht wahrnehmen können. Damit bleibt ihnen unsere Botschaft über die Herrlichkeit von Christus, der das Ebenbild Gottes ist, unverständlich.“

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