Nicht nur OMF möchte Internationale in Deutschland für Jesus gewinnen. Auch viele Gemeinden haben ihre Türen geöffnet. Vier Gemeinden beschreiben, wie sie mit Migranten umgehen. Sie geben Tipps und Tricks weiter. Aus der Praxis, für die Praxis.
Evangelische Christusgemeinde Ebsdorfergrund
In den letzten drei Jahren haben wir die Flüchtlinge aus unseren Dörfern wöchentlich zu “Internationalen Begegnungsabenden” eingeladen.
Viele sind gekommen: Familien, Jugendliche und junge Männer. Menschen aus Syrien, dem Irak und aus Aserbaidschan. Wir haben zusammen gegessen, gespielt, Formulare ausgefüllt, voneinander gelernt und jedes Mal auch eine Andacht gehalten.
In den letzten Monaten hat sich die Gruppe verändert: Etliche kommen nicht mehr, andere kommen mit größerer Regelmäßigkeit, ihnen ist die Begegnung sehr kostbar. So sind wir gerade dabei, auch die Struktur der Treffen zu überdenken: weniger spezielle Treffen, dafür sonntags parallel zur Predigt eine spezielle Bibellesegruppe.
Wir sind gespannt darauf wer sich dazu einladen lässt.
Johannes Abrell
Ausländerarbeit in der Evangelischen Gemeinschaft Homberg
Dieses Jahr gibt es ein Jubiläum zu feiern: Vor gut zehn Jahren wurden die ersten Migranten in unserer Gemeinde getauft. Damals waren es Kurden, die in unserer Gemeinde Gastfreundschaft fanden und in wachsender Zahl die Gottesdienste und spezielle Bibelkurse besuchten. Später kamen Menschen aus Afghanistan und Eritrea dazu. Heute sind es vor allem Menschen aus dem Iran.
Da unsere Gottesdienste wöchentlich zwischen Vor- und Nachmittag wechseln, feiern wir die Vormittagsgottesdienste meist mit den Migranten zusammen, während sie an Sonntagen mit Abendgottesdienst am Morgen einen Gottesdienst besuchen, in dem überwiegend Farsi gesprochen wird.
Sprachliche Grenzen
Das Miteinander zwischen Ausländern und Deutschen ist herzlich. Viele Iraner sprechen davon, bei uns eine neue Familie gefunden zu haben. Allerdings stößt die Integration immer wieder an sprachliche Grenzen, weil tiefe Gespräche fast nicht möglich sind. Einige Iraner sind mit ihren Deutschkenntnissen mittlerweile so weit, dass sie hin und wieder als Übersetzer mitarbeiten können.
Die eigens angeschaffte Übersetzungsanlage wird allerdings noch kaum genutzt, weil die Anforderungen an eine Simultanübersetzung auch bei vorher schriftlich vorliegendem Predigttext doch zu hoch sind.
Flaschenhals “Zeit”
Es hat sich auch gezeigt, dass nur wenige Gemeindeglieder bereit oder in der Lage sind, die Zeit zu investieren, die für vertiefte persönliche Kontakte notwendig sind.
Im Grunde ist es vor allem ein einziges Ehepaar, das sich mit viel Kraft und Zeit in der Ausländerarbeit engagiert. Sie öffnen ihr Haus, sind immer für Fragen und Anliegen erreichbar, helfen bei der Beschaffung von Möbeln und Hausrat, übernehmen Fahrdienste und begleiten bei Behördengängen. Die entstandenen Beziehungen sind so herzlich, dass die beiden von vielen Iranern und ihren Kindern „Oma“ und „Opa“ genannt und zu Familienfeiern eingeladen werden. Ein so hoher Einsatz ist vielen jedoch aufgrund beruflicher oder privater Verpflichtungen kaum möglich.
Iranischer Pastor
Als besonderes Geschenk empfinden wir es, dass seit Kurzem ein iranischer Pastor bei uns mitarbeitet. Er lebt mit seiner Familie seit einem Jahr in Deutschland und steht kurz vor seiner letzten Deutschprüfung. Er leitet einen Bibelkurs für seine Landsleute und predigt regelmäßig auf Farsi.
Gern würden wir ihn vermehrt einbinden. Deshalb prüfen wir derzeit, unter welchen – auch finanziellen – Bedingungen dies realisiert werden kann.
Freude und Herausforderung zugleich
Die Früchte dieser zehn Jahre kontinuierlicher Ausländerarbeit sind neben vielen Begegnungen und Kontakten vor allem zahlreiche Taufen, die nach entsprechenden Vorbereitungskursen in festlichem Rahmen vollzogen werden konnten.
Während wir in Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen – wie viele andere Gemeinden auch – nach unserem Gemeindeprofil suchten und durch Hilfswerke wie Op. Doors betroffen von verfolgten Christen in aller Welt hörten, für sie beteten und spendeten, erteilte uns Gott einen klaren Auftrag, indem er uns verfolgte und geflüchtete Menschen ins Haus brachte.
Viele sind auf diesem Wege bei uns gelandet. Manche sind auch wieder gegangen. Zu einigen haben wir weiterhin Kontakte. Ein kurdischer Junge, dessen Familie vor Jahren von Homberg aus nach Kanada auswanderte, war letztes Jahr zu Besuch bei uns und möchte gerne in Deutschland studieren.
Die Arbeit ist Freude und Herausforderung zugleich. Für manchen ist sie auch durchaus ein Ärgernis, weil nicht immer alles „ordnungsgemäß“ läuft. Unterm Strich ist sie aber eine Bereicherung und ein Prüfstein für den eigenen Glauben.
Homberg / Efze, im Herbst 2018
Rainer Böhm
Evangelische Gemeinschaft Homberg
Freie evangelische Gemeinde Karlsruhe
Dies sind unsere Erfahrungen zu verschiedenen Bereichen, die mit dem Umgang mit Internationalen zusammenhängen.
Integration
Internationale können sich selber nicht integrieren, es ist das Mandat der Deutschen, ihnen die Türe öffnen und dabei helfen.
Ein Schlüssel zur Integration ist die Mitarbeit in deutschen Strukturen. Gottesdienste werden bei uns auch von Ausländern, die zu Jesus gefunden haben, geleitet, sie helfen beim Austeilen des Abendmahls und musizieren in den Lobpreisteams. Dies macht die Gottesdienste lebendig und hilft, dass auch andere nicht-Deutsche sich willkommen fühlen.
Gemeinschaft
Viele Internationale fühlen sich fremd und heimatlos. Manche kommen aus Ländern, in denen sie verfolgt wurden. Die Gemeinde ist ihre neue Familie und ist unendlich wichtig und wertvoll für die Entwurzelten.
Kommunikation
Missverständnisse sind die Regel, nicht die Ausnahme. Im Gespräch mit Internationalen sollte man immer davon ausgehen, dass man den anderen NICHT verstanden hat und dass er auch mich NICHT verstanden hat. Das entspannt die Kommunikation sehr…
Evangelisation
Viele Migranten sind voller Neugier und Sehnsucht nach Gott. Wir laden Sie ein in Bibelkreise mit einfachem Deutsch ein. Für internationale Studenten gibt es Bibelstudienkurse. Unsere Gottesdienste werden in Englisch und Spanisch übersetzt.
Das Wichtigste zuletzt
Liebe geht auch durch den Magen. Events mit leckerem Essen machen jeden Internationalen (und Deutschen) glücklich!
Jeder Mensch ist Ausländer. Fast überall. Wie schön, wenn manche Ausländer sich plötzlich als Einheimische fühlen. Warum nicht vor allem in der Gemeinde?! Da wird Evangelium konkret. Epheser 2,14+19 lässt grüßen:
“Durch Christus haben wir Frieden. Er hat Juden und Nichtjuden in seiner Gemeinde vereint, die Mauer zwischen ihnen niedergerissen und ihre Feindschaft beendet. … So seid ihr nicht länger Fremde und Heimatlose; ihr gehört jetzt als Bürger zum Volk Gottes, ja sogar zu seiner Familie.”
Darum ist Gastfreundschaft keine Option, sondern eine geistliche Position.
Offenheit ist selbstverständlich und öffnet uns für wunderbare Begegnungen und Erfahrungen. So haben wir hier schon viel erlebt: Madagassische Abende, eritreisches Essen, Schweizerdeutsche Lieder, Thai-Taufen und vieles mehr.
Über 15 Nationen in einer „normalen deutschen Gemeinde“ sind ein Reichtum und zeugen von dem Wunder, dass wir alle zu (s)einer großen Familie gehören. Darum sind bei uns alle zuerst einmal herzlich willkommen … sogar Schwaben!
Stefan Heeß
Gemeinschaftspastor der Stami Lörrach, schwäbischer Ausländer im badischen Exil

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