Warum ist der Buddhismus so populär, in Asien und immer mehr auch bei uns im Westen? Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen Buddhismus und Christentum? Welche Art von Verständnis ist nötig, um Buddhisten ernsthaft zum Nachdenken über den christlichen Glauben zu bewegen? Folgen Sie Kang San Tan, Theologe und Missiologe aus Malaysia, in dem, was er überzeugten Christen ins Stammbuch schreibt.
Ursprung und Entwicklung des Buddhismus
Der Buddhismus fand seinen Anfang im sechsten Jahrhundert v. Chr. durch Siddhartha Gautama, der später als der Buddha (der Erleuchtete) bekannt wurde. Er wurde um 560 v. Chr. im früheren Nordost-Indien, dem heutigen Nepal, geboren.
Gautama kämpfte mit Fragen des Wohlstands und des Leidens und suchte nach Freiheit und Wahrheit. Heute ist fast jede Nordost-Asiatische Kultur zutiefst vom Buddhismus beeinflusst.
Auch im Westen gewinnt der Buddhismus immer mehr an Popularität. Zum Beispiel gibt es in Paris über 1.000 buddhistische Tempel. An allen größeren Universitäten in Europa gibt es Zentren für buddhistische Studien.
Dieser kurze Artikel befasst sich mit der Popularität des Buddhismus in Ostasien und der Herausforderung für das christliche Zeugnis unter Buddhisten.
Warum ist Buddhismus so populär in Ostasien?
Buddha: Rette dich selbst
Der Buddhismus geht das Problem des Leidens an, das in Asien weit verbreitet ist. Pragmatismus und der Wert der unmittelbaren Erfahrung sind ausschlaggebend dafür, dass Asiaten Buddhisten sind.
„Wisse weder vom Hörensagen noch durch Tradition … noch indem du dich der Spekulation hingibst … noch weil du einen Asketen ehrst; sondern wisse es selbst“ (Buddha).
Buddhisten müssen sich auf etwas konzentrieren, das maßgebend ist: die Entstehung und die Auslöschung des Leidens. Dies ist eine Umschreibung von Pragmatismus.
Das Christentum tendiert dazu, den Schwerpunkt auf Lehre und theologische Abhandlungen zu legen, aber Buddhisten interessiert in erste Linie, wie Religion ihnen hilft, die Schwierigkeiten des Lebens zu bewältigen. Für Buddhisten ist die Frage wichtiger: „funktioniert es?“, als: „ist es wahr?“.
Christus: Lass dich retten
Die zentrale christliche Botschaft ist die Notwendigkeit für einen Erretter (Joh. 14,6; Apg. 4,12). Sie behauptet, dass die Menschheit sich nicht selbst retten kann (Eph. 2,8.9; Titus 3,5) und dass Errettung allein durch Gnade geschieht (Eph. 2,8.9; Joh. 3,16).
Solch eine Botschaft ist für die Masse der Asiaten schwer annehmbar. Buddha lehrte, dass Errettung davon abhängt, dass jemand fähig wird, alle Begierden auszulöschen. Obwohl einige Schulen des Buddhismus an Boddhisatvas (erleuchtete Wesen) glauben, ist Erleuchtung (Nirwana) letztendlich von jemandes Taten (gut oder böse) in diesem Leben abhängig.
Diese Botschaft der Eigenständigkeit leuchtet dem modernen Verstand besser ein.
Offen für Zusätze
Ein anderer Grund für die anhaltende Popularität des Buddhismus ist die Fähigkeit, sich an die örtlichen Glaubenssysteme in Asien anzupassen. So werden zum Beispiel Elemente des Buddhismus mit örtlichen Naturreligionen vermischt, daraus wird Volks-Buddhismus. Dies schafft eine Weltanschauung, die auf Geister begründet ist, und einen Lebensstil, der sich um Rituale und Geisteranbetung dreht.
Die ersten christlichen Missionare kamen aus dem Westen und hatten keine Ahnung von einer Welt der Geister. Ihre Sichtweise dieses „Aberglaubens“ bedeutete, dass diese Glaubenssysteme nie wirklich angegangen wurden.
Der Buddhismus erlaubt solchen Glauben, aber dann lenkt er den Geisterglauben seiner Anhänger langsam auf die vom Buddhismus bevorzugten Wege zur Erleuchtung.
Intellektuell anspruchsvoll
In den meisten Buchhandlungen der großen Städte dieser Welt gibt es Literatur über den Buddhismus. Man kann ein Zunehmen von Intellektualismus im Buddhismus feststellen gegenüber der Zunahme eines auf Erlebnissen basierenden Christentums.
Charismatische Gemeinden in Asien und die Beschäftigung der jungen Leute mit verschiedenen Anbetungsformen ist gut für christliche Erfahrung, aber es bereitet die Gemeinde nicht auf die Begegnung mit der Kompliziertheit und Tiefe von buddhistischer Lehre und Philosophie vor. Viele Buddhisten halten den christlichen Glauben für ziemlich einfältig und tieferer Einsicht mangelnd.
Buddhisten erreichen: Herausforderungen
Den Buddhismus verstehen
Die erste Herausforderung für christliche Mitarbeiter ist die, den buddhistischen Glauben und seine Weltanschauung zu verstehen. Weit verbreitete Unwissenheit unter Christen und Karikaturen von buddhistischem Glauben sind nicht mehr haltbar in einer Zeit, die multireligiös geprägt ist und wo Christen dem Buddhismus auf der Straße begegnen.
Ohne tiefes Verstehen des Buddhismus ist es für Christen schwierig, Brücken für das Evangelium zu bauen. Biblische Schlüsselthemen wie Schöpfung und Errettung müssen durch sorgfältige Übersetzungen und aussagekräftige Entsprechungen von biblischen Bedeutungen dem buddhistischen Hörer nahegebracht werden.
Bodenständige Bilder, Gleichnisse, Übereinstimmungen und Geschichten sind Werkzeuge, um das Evangelium zu vermitteln.
Kulturell relevante Gemeinden gründen
Wir sind herausgefordert, glaubwürdige einheimische christliche Gemeinschaften in der buddhistischen Welt zu entwickeln.
Welche Form sollte solch eine Gemeinschaft mitten unter buddhistischen Tempeln haben?
Wie kann die Gemeinde neue Christen in einer buddhistischen Gesellschaft so schulen, dass sie in ihrem sozialen Umfeld bleiben?
Was ist ihr Beitrag zum sozialen Netzwerk außerhalb der Gemeinde?
Wie sind die Qualität und die Glaubwürdigkeit von einheimischen Gläubigen und Gemeinschaften in traditionellen buddhistischen Gesellschaften?
Solche Fragen können zu einer anderen Art von Mission führen, die nicht bei der Bekehrung stehen bleibt und damit der buddhistischen Kultur kaum begegnet.
„Missionsmethoden“ kritisch überdenken
Wenn christliche Mission buddhistischer Weltanschauung begegnen will, müssen wir bestimmte vorherrschende Motive und Missionsmethoden kritisch bedenken, wie z. B. Kurzzeit-Mentalität, individuelle Jüngerschaft, „Missionsarbeit“ ohne gründliche kulturelle Kompetenz und den Mangel an evangelikalem Material über den Buddhismus.
Ausbildungsstätten für Mission müssen den Studenten helfen, sowohl die Bibel als auch buddhistische Schriften zu studieren. Dringend benötigt für neue Missionare wird eine Ausbildung in
1. einer (verteidigenden) Apologetik, in der der Christ sich mit den Angriffen auf die Wahrheit des Christentums befassen muss;
2. einer (offensiven) Apologetik, in der der Christ lernt aufzuzeigen, dass auch Buddhisten versuchen müssen, die Ansprüche des Christentums auf Wahrheit zu akzeptieren.
Es lohnt sich, den Buddhismus zu verstehen und Buddhisten in ihrem Eifer nach Überwindung des Leides ernst zu nehmen. Wer sich mit Buddhas Lehre und gleichzeitig mit der Bibel befasst, für den wird die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu einem hellen Licht werden, dass er gerne weitergeben möchte.
Kang Tan San
Dieser Artikel erschien erstmalig im OSTASIENS MILLIONEN 4/2007 und wurde für diese Ausgabe leicht verändert und aktualisiert.